https://www.furioursus.dev/blog/owning-our-interests/

Eine etwas wehmütige Ergänzung zu Cassidy Williams‘ I Miss Human Curation (s. The Good Ol‘ Days):

Sharing music and art that is interesting and timely has such a lasting impression and generates and reinforces a feeling of true connection. When all we have to entertain and inform us is a firehose of information, doesn’t that cheapen the experience?

Christopher Kennedy-Nuñez „Owning Our Interests“

Ich frage mich allerdings, ob solche Überlegungen nicht zu allererst aus dem melancholisch-nostalgischen Wunsch entstehen, Dinge zum allerersten Mal erleben zu können, jung zu sein und die Welt zu entdecken. Und zwar genauso wie damals: zusammen mit Freunden, unbeeindruckt von zu viel Vorwissen.

Nicht dass man mich hier falsch versteht: Ich habe nicht viel für die algorithmisch-opake Sortierung in sozialen Medien übrig. Ich bin überzeugt davon, dass ein soziales Web, in dem Empfehlungen und Trends organisch entstehen, die „gesündere“ Alternative zu Instagram, X und Co. ist. Ich glaube allerdings nicht, dass sich Christophers „firehose of information“-Problem damit löst.

Ein Peanuts-Comic bestehend aus vier Panels. Snoopy sitzt auf einem Schemel vor einem Stand, an dem Lucy psychiatrische Hilfe für 5 Cent anbietet. Über die vier Panels verteilt erklärt Lucy Snoopy: "It used to be that a person could live isolated from the world's problems. Then it got to be that we all knew everything that was going on … The problem now is that we know everything about everything except what's going on. That's why you feel nervous … Five Cents, please.“ Snoopy denkt dazu im vierten Panel: „I'm short a nickel, I'm still nervous and I still don't know what's going on!“
Ein Peanuts-Strip von 1974.

Vielmehr denke ich, dass das Gefühl, von der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Informationen überfordert zu sein, zutiefst menschlich ist und mit dem Alter wächst. Wir glauben irgendwann, die Welt jetzt endlich einigermaßen begriffen zu haben und werden dann doch immer wieder eines besseren belehrt. Neue Informationen und ganz allgemein Veränderungen kollidieren dann mit unseren im Laufe der Adoleszenz erworbenen „Glaubensgrundsätzen“. Die Dinge dagegen, die sich nicht verändern, fühlen sich irgendwann schal und billig an.

Wir brauchen also Neues und sind davon zugleich überfordert.


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