• ActivityPub macht POSSE überflüssig

    Dave Winer beschreibt in diesem Beitrag, weshalb das Social Web oder Fediverse viele der Wünsche, die er ans Textcasting, wie er die protokollbasierte Verteilung von (vorwiegend) Textinhalten nennt, erfüllt.

    Letztlich laufen seine Überlegungen darauf hinaus, dass der konventionelle Ansatz Publish on your own site, syndicate elsewhere oder kurz POSSE in vielen Fällen (oder zumindest für ihn) zu aufwendig ist. Crosspostings auf verschiedene Plattformen erfordern es oft, dass der Inhalt etwas angepasst wird. In der Folge wird er auf den kleinsten gemeinsamen Nenner heruntergebrochen. Sprich: Auf 280 Zeichen und X/Twitter-Kompatibilität.

    Das Social Web löst dieses Problem bestenfalls, da es keine Crosspostings mehr gibt, sondern nur noch Postings, die auf den verschiedenen Plattformen angezeigt werden. Es liegt dann letztlich in der Verantwortung der Plattformen, die verschiedenen Typen von Posts, die ActivityPub kennt, korrekt darzustellen oder zumindest darauf hinzuweisen, dass ein Inhalt gegebenenfalls nicht korrekt dargestellt wird und dass sich deshalb ein Blick auf die Darstellung auf der Ursprungsplattform lohnt.


  • Bluesky ist nicht dezentral

    So, you know how Facebook is a corporation with a lot of spread-out servers that talk to a centralized database and algorithm that controls and manages all your posts, opaquely, for profit.

    And so is Xwitter. And so is LinkedIn. And so is TikTok.

    And so is BlueSky.

    @possibledog@beige.party

    Richtiger Hinweis: Bluesky ist, auch wenn das das Versprechen hinter dem Netzwerk ist, momentan nicht dezentral. Es gibt zwar externe Dienste wie Bridgy Fed, die von außen an die Plattform andocken, einige wichtige Features sind aber (zumindest momentan) nur über die zentralen Server verfügbar. Dazu zählen zum Beispiel die Accountmobilität und die Möglichkeit, eigene Domains als Handle zu verwenden. Dieser „hybride“ Ansatz muss nicht unbedingt schlecht sein, es sollte allen Nutzer*innen aber bewusst sein, dass sie sich anders als von der Plattform versprochen, letztlich doch wieder nur in einen Walled Garden mit all seinen Nachteilen begeben.

    Vor dem Hintergrund, dass Bluesky jetzt von einer shady von Krypto-Venture-Kapitalisten-Bude finanziert wird, sollten Bluesky-User*innen eventuell also schon mal ein Notfallköfferchen für die nächste Plattformflucht vorbereiten.

    Das ActivityPub-Ökosystem ist dagegen vielfältiger und dadurch meiner Ansicht nach zukunftsfähiger als das zumindest momentan deutlich schwächere Netz rund um das von Bluesky genutzte AT Protokoll. Das kann sich aber natürlich auch noch ändern.


  • Vorauseilender Gehorsam

    Das Logo der Washington Post. Die Mottozeile: "Democracy Dies in Darkness" wurde durch die Zeile "Hello Darkness My Old Friend" ersetzt.

    via: @MissingThePt

    Die Washington Post hat sich (wohl auf Druck von Herausgeber William Lewis und Eigentümer Jeff Bezos) dazu entschieden, dieses Jahr zum ersten Mal seit 1988 keine Empfehlung zur US-Präsidentschaftswahl auszusprechen.

    Das Editorial Board wurde von dieser Entscheidung, schenkt man folgendem Statement Glauben, überrascht:

    Eine Bekanntmachung der "Washington Post Guild". Text: "We are deeply concerned that The Washington Post — an American news institution in the nation's capital — would make the decision to no longer endorse presidential candidates, especially a mere 11 days ahead of an immensely consequential election. The role of an Editorial Board is to do just this: to share opinions on the news impacting our society and culture and endorse candidates to help guide readers.

The message from our chief executive, Will Lewis — not from the Editorial Board itself — makes us concerned that management interfered with the work of our members in Editorial. According to our own reporters and Guild members, an endorsement for Harris was already drafted, and the decision to not to publish was made by The Post’s owner, Jeff Bezos. We are already seeing cancellations from once loyal readers. This decision undercuts the work of our members at a time when we should be building our readers’ trust, not losing it."

    Es bleibt die Frage, was Lewis und vor allem Bezos zu dieser Einmischung in die Arbeit der Redakteur*innen getrieben hat.

    Ich denke, es ist vorauseilender Gehorsam. Als Chef von Amazon hatte Bezos es schon von 2016 bis 2020 nicht leicht mit Trump. Indem er jetzt verhindert, dass eine der einflussreichsten Zeitungen der USA keine Wahlempfehlung für Kamala Harris ausspricht, hofft er, sich im Fall einer erneuten Trump-Präsidentschaft, etwas Spielraum zu verschaffen.

    Doch Trump ist vollkommen unberechenbar. Ob er Little Jeff für seinen Kniefall wirklich belohnen würde, ist daher fraglich. In jedem Fall ist die Integrität der Washington Post durch den aktuellen Fall beschädigt worden.


  • Wie stumpfsinnig sind diese Reisen im Flugzeug – ein barbarisches und rückschrittliches Verkehrsmittel.

    Albert Camus, Tagebücher, 21. August 1949 (übersetzt von Guido G. Meister)


  • Testpost Bridgyfed

    Ich probiere aus, ob man auch WordPress-Posts per BridgyFed zu Bluesky föderieren kann.

    Wenn es geht, dann braucht man dazu das ActivityPub-Plugin und das Friends-Plugin.


  • Es ist wirklich ein Ärgernis, wie die CSU immer wieder durch fehlende Aufrichtigkeit auffällt.

    Der bayerische Finanzminister Albert Füracker jammert herum, dass es in Deutschland an wirtschaftspolitischer Aufbruchsstimmung fehle und vergleicht die Lage hierzulande mit der in den USA, wo Inflation und drohende Rezession durch Bidens (schuldenfinanzierten) Inflation Reduction Act eingehegt wurden.

    Zugleich besteht Füracker selbstverständlich weiter darauf, dass die „Schwarze Null“ oder „Schuldenbremse“ als urdeutsches Heiligtum nicht infrage gestellt werden dürfe. Auch nicht, um „neuen Swing“(?!) in die Wirtschaft zu bringen.

    Dass die Bundesrepublik sich damit der Möglichkeit antizyklisch zu investieren beraubt, weiß Herr Füracker natürlich, klammert es aus machtpolitischem Kalkül aber aus und wirft stattdessen der Bundesregierung vor, „ideologiegetriebene Wirtschaftspolitik“ zu betreiben.

    Was an „ideologiegetriebener“ Politik grundsätzlich schlecht sein soll, bleibt dabei diffus. Denn geht es in der Demokratie nicht gerade darum, über Ideologien, also Weltanschauungen, abzustimmen? Dass Politik bestimmte Ziele anspricht, ist aber für rückgratlose, nur auf Machterhalt ausgerichtete Parteien wie die CSU natürlich nur schwer fassbar.


  • https://davekarpf.substack.com/p/turns-out-the-october-surprise-is

    Dave Karpf sehr lesenswert darüber, weswegen Elon Musks ganz offensichtlich illegale Petition vermutlich keinerlei echte Konsequenzen für ihn haben wird:

    And, if Trump loses, he’ll eventually pay fines for this whole illegal payments-for-voter-registrations scheme as well. (Unless he gets a Trump judge, or the Supreme Court declares “lol laws don’t apply to Republican donors.”[)]

    Kurzum, selbst wenn er verurteilt wird, wird er vermutlich einfach nur eine Geldstrafe zahlen müssen. Für die meisten Menschen wäre das vermutlich auch eine angemessene Strafe. Elon Musk dagegen ist vermutlich kaum etwas so egal wie eine Geldstrafe.


  • Protokollagnostik im Fediverse

    https://privacy.thenexus.today/bluesky-atmosphere-fediverse/

    Kein ganz abwegiger Gedanke: Das offene Web sollte „protokollagnostisch“ begriffen werden. Offene Standards lassen sich, wenn nötig, immer noch aufeinander abbilden.

    Gleichwohl muss man sich natürlich fragen, ob zu viele Standards den Brei nicht auch verderben können.


  • Clickbait

    Was mir immer häufiger auffällt: Clickbait-Überschriften nerven mich mittlerweile derartig, dass ich sie häufig selbst dann nicht anklicke, wenn mich das betreffende Thema tatsächlich interessiert. Zusätzlich nehme ich die Medien, die sehr viel mit Clickbait arbeiten als unseriöser wahr, als sie eigentlich sind.


  • Trumpismus

    https://www.nytimes.com/2024/10/18/opinion/trump-woodward-milley-mass-deportation.html [€]

    Auch während seines dritten Wahlkampfs ist es verlockend, in Trump nicht mehr als den lustigen Opa zu sehen, der keinen klaren Satz herausbringt, mindestens an der Schwelle zur Demenz steht und bei Townhalls Musik spielt, statt Fragen zu beantworten.

    Doch nach wie vor gilt, dass Trump für knallharte, rechts-autoritäre Politik alt-faschistischer Schule steht:

    “No one has ever been as dangerous to this country as Donald Trump,” the general [Mark Milley] told Woodward. “Now I realize he’s a total fascist. He is the most dangerous person to this country.”

    Jamelle Bouie schreibt in der New York Times weiter:

    The only reason these fantasies never became reality is that his aides and top officials either ignored or refused to carry out his orders. Next time, he’ll be surrounded by loyalists and sycophants. Next time, we won’t be so lucky.

    Kurz: Dass Trumps erste Präsidentschaft noch nicht im endgültigen Zerfall der USA gemündet ist, liegt vor allem daran, dass er (vor allem zu Beginn der Amtszeit) noch nicht die nötigen Leute um sich geschart hatte, um seine faschistischen Ideen effektiv umzusetzen. (Man erinnere sich nur an das vom Weißen Haus ausstrahlende Chaos jener Zeit.) Bei einer möglichen erneuten Präsidentschaft könnte das anders aussehen.