Vorauseilender Gehorsam

Das Logo der Washington Post. Die Mottozeile: "Democracy Dies in Darkness" wurde durch die Zeile "Hello Darkness My Old Friend" ersetzt.

via: @MissingThePt

Die Washington Post hat sich (wohl auf Druck von Herausgeber William Lewis und Eigentümer Jeff Bezos) dazu entschieden, dieses Jahr zum ersten Mal seit 1988 keine Empfehlung zur US-Präsidentschaftswahl auszusprechen.

Das Editorial Board wurde von dieser Entscheidung, schenkt man folgendem Statement Glauben, überrascht:

Eine Bekanntmachung der "Washington Post Guild". Text: "We are deeply concerned that The Washington Post — an American news institution in the nation's capital — would make the decision to no longer endorse presidential candidates, especially a mere 11 days ahead of an immensely consequential election. The role of an Editorial Board is to do just this: to share opinions on the news impacting our society and culture and endorse candidates to help guide readers.

The message from our chief executive, Will Lewis — not from the Editorial Board itself — makes us concerned that management interfered with the work of our members in Editorial. According to our own reporters and Guild members, an endorsement for Harris was already drafted, and the decision to not to publish was made by The Post’s owner, Jeff Bezos. We are already seeing cancellations from once loyal readers. This decision undercuts the work of our members at a time when we should be building our readers’ trust, not losing it."

Es bleibt die Frage, was Lewis und vor allem Bezos zu dieser Einmischung in die Arbeit der Redakteur*innen getrieben hat.

Ich denke, es ist vorauseilender Gehorsam. Als Chef von Amazon hatte Bezos es schon von 2016 bis 2020 nicht leicht mit Trump. Indem er jetzt verhindert, dass eine der einflussreichsten Zeitungen der USA keine Wahlempfehlung für Kamala Harris ausspricht, hofft er, sich im Fall einer erneuten Trump-Präsidentschaft, etwas Spielraum zu verschaffen.

Doch Trump ist vollkommen unberechenbar. Ob er Little Jeff für seinen Kniefall wirklich belohnen würde, ist daher fraglich. In jedem Fall ist die Integrität der Washington Post durch den aktuellen Fall beschädigt worden.


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