Nazi-Platforming

https://internetobservatorium.substack.com/i/140519089/substack-und-die-nazis

Johannes Kuhn fasst von seinem „Internet Observatorium“ aus die letzten zwei Monate Diskussion rund um das Naziproblem auf Substack zusammen. Seine Meinung dazu: Die Problematik lässt sich im Sinne einer liberalen Gesellschaft nicht dadurch auflösen, dass man ein paar Nazis von der Plattform wirft, um es wieder gemütlicher zu haben.

Publizistisch betrachtet entspricht die Existenz von Spencers und meinem Substack auf einer gemeinsamen Plattform ungefähr einem Zeitungskiosk, an dem man die Wirtschaftswoche genauso kaufen konnte wie die Junge Freiheit oder irgendwelche Landser-Heftchen (auch wenn Substack nicht nur ein Kiosk ist, aber das führt zu weit).

Johannes Kuhn: „Substack und die Nazis“

Die Frage lässt sich damit in gewisser Weise darauf herunterbrechen, ob Plattformen wie Substack Infrastruktur sind und damit als Dumb Pipes begriffen werden müssen.

Eine mögliche Antwort darauf ist: Es gibt genug Alternativen. Niemand ist darauf angewiesen, Substack als Plattform zur freien Meinungsäußerung oder für die Monetarisierung derselben zu nutzen. Rechtsextremen und anderen fragwürdigen Gestalten dort Raum zu geben, ist dann mehr als einfach nur die Bereitstellung einer Internetleitung. Substack ist dann, um in Johannes‘ Bild zu bleiben, nicht nur Kiosk, sondern gleich auch Zeitungsverlag und damit inhaltlich mitverantwortlich für die publizierten Inhalte. Für andere Substack-Nutzer*innen ergäbe sich damit eine Situation, in der sie nicht nur im selben Kiosk wie die Junge Freiheit ausliegen, sondern im selben Verlag erscheinen.

Andererseits mag das zu einfach gedacht sein: Denn die großen Plattformen haben (ob man das will oder nicht) tatsächlich eine Bedeutung, die im Modell Verlag-Kiosk über die Rolle des Verlags hinausgehen. Sie erledigen auch den Betrieb des Kiosks und sind damit weniger gut zu substituieren. Das gilt zumindest für Anbieter wie Meta, TikTok oder meinethalben auch immer noch X – Substack ist im Vergleich zu diesen Plattformen natürlich bedeutend kleiner und damit einfacher auszutauschen.


Eine Antwort zu „Nazi-Platforming“

  1. Kleiner Nachtrag: Interessant ist außerdem, dass Substack es seinen Nutzer*innen tatsächlich vergleichsweise einfach macht, die Plattform zu wechseln. Selbst die Möglichkeit, bezahlte Newsletter zu verschicken/Beiträge zu veröffentlichen, kann relativ leicht umgezogen werden, da die Abrechnung über ein jeweils eigenes Stripekonto der Autor*innen stattfindet.

    Spontan würde ich sagen, dass das die Verantwortung der Autor*innen, sich im Fall eines fundamentalen Konflikts von der Plattform zu lösen noch einmal etwas verstärkt. Aber vllt. übersehe ich dabei auch irgendetwas?

Du kannst entweder direkt hier auf der Seite kommentieren oder über eine ActivityPub-fähige Plattform wie Mastodon an der (vermutlich außerordentlich regen) Diskussion teilnehmen. Kopiere dazu die Adresse dieses Beitrags in die Suche deiner Instanz. Ja, das ist momentan noch ein bisschen komplizierter als es sein müsste, aber kommt Zeit, kommt Rat.

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